Diabetische
Netzhauterkrankung

Eine typische Spätkomplikation des Diabetes ist die diabetische Netzhauterkrankung (auch: Diabetische Retinopathie). Sie betrifft nach 20-jähriger Diabetes-Erkrankung über 90% der Patienten und ist in Europa die häufigste Erblindungsursache zwischen dem 20. und 65. Lebensjahr.

Ursache der diabetischen Netzhauterkrankung

Besondere Risikofaktoren an einer diabetischen Retinopathie zu erkranken sind eine schlechte Einstellung des Blutzuckerspiegels und ein gleichzeitig bestehender Bluthochdruck.

Ursächlich für die diabetische Netzhauterkrankung ist eine durch den Diabetes verursachte Veränderung der feinsten Gefäße am Augenhintergrund (Mikroangiopathie).

Frühformen der diabetischen Retinopathie benötigen im Allgemeinen keine Behandlung und beeinträchtigen die Patienten nicht. Hier müssen jedoch regelmäßige Kontrollen des Augenhintergrundbefunds erfolgen, um bei einem Fortschreiten der Erkrankung rechtzeitig eingreifen zu können.

Spätformen der diabetischen Retinopathie:

Unter einer proliferativen diabetischen Retinopathie versteht man, dass Verschlüsse kleiner Netzhaut-Gefäße blockiert werden, sodass Netzhautareale nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt werden.

Der Sauerstoffmangel führt zur Ausschüttung von Botenstoffen, die neue, brüchige Gefäßbündel auf der Netzhaut wachsen lassen. Aus diesen Gefäßbündeln kann es spontan in den Glaskörperraum hinein bluten. Sie können bindegewebig vernarben und schrumpfen und so zu einer Netzhautablösung führen (Traktionsamotio).

Diabetische Makulopathie – Ursache, Folgen und Therapien

Bei einer diabetischen Makulopathie können durch undicht gewordene Gefäßwände Blutplasmabestandteile und Blutungen in die Netzhaut austreten. Speziell im Bereich der Netzhautmitte, der Makula, kann eine Ödembildung mit erheblichen Auswirkungen auf das Sehvermögen auftreten.
Die Diagnostik diabetischer Netzhauterkrankungen stützt sich auf die ophthalmoskopischen Befunde, auf die Gefäßuntersuchung mittels der Fluoreszenzangiographie und bei Befall der Makula auch auf die Optische Cohärenz Tomographie. In Abhängigkeit vom Krankheitsstadium kommen verschiedene Therapien zum Einsatz:

Bei proliferative diabetische Retinopathie:

  • Laserstrahlkoagulation der gesamten Netzhautperipherie bei frühen Formen
  • Vitrektomie und Membranentfernung bei nicht-resorbierbaren Glaskörperblutungen, traktionsbedingter Netzhautablösung sowie beim Ghost Cell-Glaukom

Bei diabetischem Makulaödem:

  • Ohne Verdickung der Fovea (Zentralgrube der Netzhautmitte): Fokal begrenzte Laserkoagulation
  • Mit Verdickung der Fovea (Zentralgrube der Netzhautmitte): Anti-VEGF-Therapie (Wiederholte Eingabe von Medikamenten, die das krankhafte Gefäßwachstum bekämpfen, in den Glaskörperraum). Die Alternative der 2. Wahl ist die Implantation eines Cortison freisetzenden Medikamententrägers in den Glaskörperraum.

Für die in der Vergangenheit schlecht behandelbaren Formen des Maculaödems mit Verdickung der Fovea bedeuten die Anti-VEGF-Therapie bzw. die Implantation von Cortison-Depots eine erhebliche Verbesserung der Therapiechancen.

OCT: Ödembildung im Bereich der Makula

Retinaler Venenverschluss der Makula: es bestehen viele Netzhautblutungen (linkes Bild). Die Optische Cohärenztomographie zeigt das Ausmaß der Schwellung (linkes Bild).