Operationen bei
Fehlsichtigkeit

Grundsätzlich unterscheidet man 4 Formen der Fehlsichtigkeit: Kurzsichtigkeit (Myopie), Weitsichtigkeit (Hyperopie), Hornhautverkrümmung (Stabsichtigkeit, Astigmatismus) und Alterssichtigkeit (Presbyopie). Gerne beraten wir Sie, welche operative Korrektur Ihrer Seheinschränkung möglich ist.

Linsenchirurgie bei Fehlsichtigkeit (refraktive Linsenchirurgie)

In der Vergangenheit wurden Operationen überwiegend bei älteren Menschen wegen einer durch die zunehmende Linsentrübung nachlassende Sehschärfe vorgenommen (Grauer Star/Katarakt). In den letzten Jahren hat sich das Indikationssprektrum jedoch verändert.

Hohe Anforderungen an das Sehvermögen bei Berufstätigkeit und aktiver Teilnahme am Straßenverkehr lassen schon früh die Notwendigkeit und den Wunsch aufkommen, die Sehfähigkeit zu optimieren. Daher werden Operationen zunehmend bereits in jüngerem Lebensalter vorgenommen.Zudem wächst der Anteil derjenigen Patienten, die von einer Operation des Grauen Stars als Nebeneffekt eine Korrektur ihrer Fehlsichtigkeit (Refraktion) erwarten.
Eine hochpräzise biometrische Diagnostik und die sehr gute Reproduzierbarkeit und Vorhersagegenauigkeit des Operationsergebnisses schaffen die Voraussetzung, eine patientenindividuell-optimierte Intraocularlinse als Ersatz für die natürliche Augenlinse auszuwählen.
Auf diese Weise lassen sich bei der Operation Fehlsichtigkeiten wie Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit oder Astigmatismus (Hornhautverkrümmung) ausgleichen. Sogar Brechungsfehler höherer Ordnung nach wellenfrontoptischen Modellen können bei der Linsenauswahl berücksichtigt werden.
Bislang ist es technisch noch nicht möglich, durch eine Intraocularlinse die Akkommodationsfähigkeit des Auges zuverlässig wiederherzustellen, also die Fähigkeit, die Brennweite des Auges ähnlich wie beim jungen Menschen stufenlos von fern auf nah anzupassen.
Die modernen multifokalen Optiken, bei denen sich verschiedene Brennweitenzonen für Fern-, Nah- und Übergangsbereich überlagern, bieten aber in vielen Fällen einen guten Kompromiss, der eine weitgehende Brillenunabhängigkeit im Alltag ermöglicht.

Diagnostik vor einem Linsenaustausch

Die Anforderungen an Operationsplanung und -durchführung sind sehr hoch. Besonders gilt dies, wenn bei der Operation auch eine Fehlsichtigkeit korrigiert werden soll.
Bei der präoperativen Diagnostik ist die Zuverlässigkeit der sog. Biometrie, d.h. der Vermessung der Topographie (Oberflächengeometrie) der Hornhaut und der Bestimmung der axialen Dimensionen des Auges von höchster Wichtigkeit.

Die Hornhaut ist die am stärksten lichtbrechende Struktur des Auges. Für die Untersuchung ihrer Form hat sich als genauestes Verfahren die computerunterstützte Analyse der Vorder- und Hinterfläche mittels der Scheimpflug-Photographie etabliert. Sie ermöglicht es, auch irreguläre und asymmetrische Verformungen der Hornhautoberflächen zu erkennen und zu quantifizieren.

Hiermit gelingt es, eine der wichtigsten Kenngrößen für die Auswahl des Kunstlinsenimplantates in bislang unerreichter Genauigkeit zu kontrollieren.

Mit der Laser-Interferenz-Biometrie steht seit einigen Jahren ein der Ultraschall-Messung überlegenes Verfahren zur berührungslosen axialen Längenmessung im Auge zur Verfügung, mit dem sich hochpräzise die Länge des Augapfels und die Position der Linse innerhalb des Auges bestimmen lassen.

Ergänzende Diagnostik von Hornhaut-, Netzhaut- und Sehnervenbefunden dient dem Zweck, Risikofaktoren für den Eingriff und Gegenanzeigen für bestimmte Intraocularlinsentypen zu erkennen. Hierzu zählt die computerunterstützte Analyse der Hornhaut-Endothelzellen, die Optische Cohärenz Tomographie (OCT) der Netzhautmitte (Macula) und die Messung der Nervenfaserdicke der Netzhaut.

Linsenaustausch: Der Operationsablauf

Die Operation bei einem Linsenaustausch ist ein minimalinvasiver, mikrochirurgischer Eingriff. Während der sogenannten Phakoemulsifikation wird die natürliche Linse über millimeterfeine Zugänge zerkleinert, verflüssigt und aus der Linsenkapsel abgesaugt.
In die Linsenkapsel wird danach die künstliche Linse eingesetzt. Die dafür benötigte Öffnung ist so klein, dass sie sich selbständig wieder verschließt. Es ist keine Naht notwendig.

Welche Anästhesie wird bei einer Linsenoperation angewendet?

Unser erfahrenes Anästhesie-Team begleitet unsere Patienten vor, während und nach der Operation. Ein Facharzt für Anästhesie untersucht jeden Patienten, berät über die Behandlungsalternativen und wählt gemeinsam mit den Patienten das individuell optimale Anästhesie-Verfahren aus.
In die Entscheidung, welches Anästhesieverfahren am besten geeignet ist, fließen u.a. die folgenden Kriterien ein:

  • Operationstechnische Besonderheiten und Risiken
  • Allgemeinerkrankungen, internistische Befunde
  • Psychische Belastbarkeit
  • Kooperationsfähigkeit

Gemeinsames Ziel aller Verfahren ist die sichere Operationsdurchführung und das Vermeiden von Nebenwirkungen. Auch eine rasche Wiederherstellung und subjektive Annehmlichkeit sind wichtige Kriterien.

Das am häufigsten bei der Linsenchirurgie zum Einsatz kommende Verfahren (> 85% der Fälle) ist die topische Anästhesie des Augapfels durch Augentropfen, die durch eine Analgosedierung (Gabe von schmerzstillenden und zentralnervös dämpfenden Medikamenten über einen Venenkatheter) unterstützt wird.

Vorteile des Verfahrens sind die Vermeidung von Injektionen am Auge, die Unabhängigkeit von Störungen der Blutgerinnung, die geringe Kreislaufbelastung und die sehr rasche Erholung nach dem Eingriff. Da bei dieser Anästhesieform zwar die Schmerzempfindung, nicht aber die Beweglichkeit des Auges ausgeschaltet wird, ist die Kooperationsfähigkeit der Patienten eine Voraussetzung.

Bei etwa 10-15% der Patienten ist aufgrund von Vorerkrankungen oder einer schwierigen Operationssituation eine Allgemeinanästhesie geboten. Diese wird in unserem Hause als sog. „Totale Intravenöse Anästhesie“ (TIVA) vorgenommen. Unter Verzicht auf Narkosegase werden Schmerzfreiheit und Bewusstseinsverlust durch die intravenöse Infusion von Medikamenten herbeigeführt. Im Vergleich zur Inhalationsanästhesie zeichnet sich die TIVA durch eine besonders gute Steuerbarkeit und eine kurze Aufwach- und Erholungsphase aus.
In Einzelfällen kommt eine lokale Infiltrationsanästhesie zum Einsatz, bei der ein Anästhetikum-Depot im Bereich der Augenhöhle Schmerzempfindung und Beweglichkeit des Auges ausschaltet.

Bitte beachten Sie, dass unabhängig vom Anästhesieverfahren eine aktive Teilnahme am Straßenverkehr (als Autofahrer, in öffentlichen Verkehrsmitteln oder als Fußgänger) am Operationstag nicht möglich ist!

Welche Nachbehandlungen erfolgen nach einer Linsenoperation?

Nachuntersuchungen nach einer Linsenoperation erfolgen normalerweise am ersten postoperativen Tag, nach einer Woche und nach einem Monat beim behandelnden Augenarzt. Zur Steuerung des Heilungsverlaufs werden in absteigender Dosierung über 3–4 Wochen hinweg Augentropfen angewandt.

Das Sehvermögen ist im Anschluss an eine Linsenoperation meist bereits am ersten Tag nach der OP so weit wiederhergestellt, dass übliche Alltagsaktivitäten im häuslichen Umfeld wahrgenommen werden können.

Aktiv am Straßenverkehr teilnehmen sollten Sie erst dann wieder, wenn der Augenarzt bestätigt hat, dass das Sehvermögen hierzu ausreicht bzw. eine eventuell notwendige Brillenkorrektur verordnet wurde.

Die Arbeitsfähigkeit ist abhängig vom beruflichen Tätigkeitsprofil in der Regel nach 1-3 Wochen wieder gegeben.